Schärfentiefe

Ausdehnung des scharfen Bereichs im Raum

Das Thema Schärfentiefe, oft auch Tiefenschärfe genannt, habe ich ja in den letzten Lektionen schon mehrfach angesprochen.

Da es sich hierbei aber um einen sehr wichtigen Teil der Fotografie handelt, möchte ich diesem Thema dann doch noch eine eigene Lektion widmen. Für Dich als Fotograf ist der Schärfebereich im Raum ein wichtiges Gestaltungsmittel, quasi eines der Hauptelemente in der Fotografie. Ein Fluch und ein Segen zugleich.

Die Schärfentiefe (Depth of Field, DoF) ist eine entscheidende Komponente, die deine Fotografie von Amateurwerken unterscheidet. Sie definiert, wie viel von deinem Bild scharf ist – von den Vorder- bis zu den Hintergründen. Um sie zu meistern, musst du mehr als nur die Blende anpassen können.

Was ist Schärfentiefe?

Stell dir die Schärfentiefe als die Spanne in deinem Bild vor, innerhalb derer Objekte akzeptabel scharf erscheinen. Dabei liegt der Fokus auf einem spezifischen Punkt, während die Schärfe davor und dahinter allmählich abnimmt. Dies wird oft mit dem Konzept des "Kreises der Verwirrung" in Verbindung gebracht, einem physikalischen Phänomen, das sich auf die Wahrnehmung von Unschärfe bezieht.

Kurz gesagt: Der Bereich im Raum, welcher auf dem Foto noch als scharf erkennbar ist, wird als Schärfentiefe bezeichnet.

Schärfentiefe, oder heißt es doch eher Tiefenschärfe?

Als ich vor ca. 33 Jahren so richtig mit der Fotografie angefangen habe, ist mir nur der Begriff Tiefenschärfe untergekommen, ich habe mich auch richtig an diesen Begriff gewöhnt und auch lange verwendet.

Mittlerweile habe ich mich überzeugen lassen, dass Schärfentiefe der richtige Begriff ist um die Ausdehnung der Schärfe im Raum zu beschreiben.

Dennoch wird immer wieder der eigentlich nicht korrekte Begriff „Tiefenschärfe“ unter vielen Fotografen verwendet, da er sich in der Umgangssprache einfach etabliert hat. Beide Begriffe Schärfentiefe und Tiefenschärfe bedeuten im Prinzip das Gleiche

Schärfentiefe

Beisp. Schärfentiefe
Motiv scharf, Hintergrund unscharf

Das Spiel mit der Schärfe

In der Welt der Fotografie nutzen wir Schärfentiefe oft als ein leistungsstarkes Gestaltungsmittel. Unser Ziel dabei ist es, Objekte oder Personen vom Hintergrund zu isolieren, um die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv zu lenken. Interessanterweise ist in der Landschaftsfotografie das genaue Gegenteil der Fall – hier versuchen wir normalerweise, so viel wie möglich im Bild scharf darzustellen.

Welche Faktoren beeinflussen die Schärfentiefe?

Lassen wir uns die verschiedenen Faktoren genauer betrachten, die die Schärfentiefe beeinflussen.

1. Die Blende

Die Blende ist ein entscheidender Faktor, der die Schärfentiefe maßgeblich beeinflusst. Sie regelt, wie viel Licht auf den Sensor fällt. Eine kleine Blendenöffnung (z.B., f/16) erzeugt eine größere Schärfentiefe, wohingegen eine große Blendenöffnung (z.B., f/1.4) zu einer geringeren Schärfentiefe führt. Dies bedeutet, dass bei einer kleinen Blende mehr vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf erscheint.

Die Wahl der Blende ermöglicht es uns, kreativ mit der Schärfentiefe zu arbeiten. Zum Beispiel kann eine große Blendenöffnung verwendet werden, um ein Porträt vor einem unscharfen Hintergrund hervorzuheben, während eine kleine Blendenöffnung eine Landschaftsfotografie mit großer Tiefenschärfe ermöglicht.

Beispiele zu Schärfentiefe und Blende

In den folgenden Beispielen kannst du sehen, welchen Einfluss die Wahl deiner Blende auf den Schärfebereich hat. Bei Offenblende ist der Hintergrund und der Vordergrund unscharf und nur der Bereich der anvisiert wurde wird scharf abgebildet. Je weiter die Blende geschlossen wird, desto mehr werden auch die anderen bereiche des Fotos scharf.

Belichtungszeit 1/250, Blende: f5,6, ISO: 200

Verschluss: 1/1250, Blende: f1.8, ISO: 64

Belichtungszeit 1/125, Blende: f8, ISO: 200

Verschluss: 1/250, Blende: f5.6, ISO: 140

Belichtungszeit 1/250, Blende: f/8, ISO 400

Verschluss: 1/250, Blende: f/16, ISO: 1100

2. Die Brennweite

Die Brennweite eines Objektivs beeinflusst ebenfalls die Schärfentiefe. Je länger die Brennweite, desto geringer ist die Schärfentiefe. Das bedeutet, dass Teleobjektive (z.B., 200 mm) tendenziell eine geringere Schärfentiefe erzeugen als Weitwinkelobjektive (z.B., 24 mm).

Bei Porträtfotografie kann eine längere Brennweite verwendet werden, um das Hauptmotiv vom Hintergrund zu isolieren und eine schöne Hintergrundunschärfe zu erzeugen. Weitwinkelobjektive eignen sich hingegen gut für Landschaftsfotografie, bei der eine maximale Tiefenschärfe gewünscht ist, um die gesamte Szene scharf abzubilden.

3. Motivabstand

Der Abstand zum Motiv ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Beeinflussung der Schärfentiefe. Wenn wir unserem Motiv sehr nahe kommen, verringert sich die Schärfentiefe erheblich. Dies bedeutet, dass bei Makrofotografie, bei der winzige Details hervorgehoben werden sollen, eine geringe Schärfentiefe von Vorteil sein kann.

Auf der anderen Seite, wenn wir uns weiter von unserem Motiv entfernen, erhöht sich die Schärfentiefe, was in der Landschaftsfotografie von Nutzen ist, um eine große Tiefenschärfe zu erzielen und viele Details im Bild scharf abzubilden.

4. Sensorgröße

Besonders in der Portraitfotografie geht es ja oft um die Freistellung der Person vom Hintergrund. Hier kommen immer wieder die Vorzüge des Vollformat- bzw. Kleinbildsensors ins Gespräch.
Soll heißen je größer der Sensor, desto geringer die Schärfentiefe.
Das ist so aber nicht richtig!

Da kommt der sogenannte Zerstreuungskreis ins Spiel. Ich möchte das Thema Zerstreuungskreis jetzt nicht weiter vertiefen. Nur kurz; Im Prinzip geht es darum das Kameras mit kleineren Sensoren, bei gleicher Brennweite nur Bildausschnitte produzieren, ausgehend vom Vollformatsensor.
Wenn man vom Vollformat ausgeht, zoomt man quasi ins Bild und vergrößert somit automatisch auch die Details im fertigen Bild. So werden auch die unscharfen Bereiche im Bild vergrößert dargestellt.

Richtig wäre also: Je größer der Sensor desto größer die sichtbare Schärfentiefe.

Ein großer Sensor macht es dennoch einfacher den Anschein von mehr Freistellung gegenüber dem Betrachter zu vermitteln. Da durch den größeren Bildausschnitt an z.B. Vollformat gegenüber z.B APS-C Sensoren oder Mft Sensoren, der Betrachter das Bild quasi von weiter weg betrachtet. Um den gleichen Bildausschnitt, bei sagen wir mal einer Brennweite von 90mm an Vollformat zu erreichen, muss ich an einer Kamera mit APS-C Format (Crop-Faktor 1,5) ein Objektiv mit 60mm Brennweite benutzen. An Kameras mit Mft Sensoren (Crop-Faktor 2) gar ein 45mm Objektiv.

Wenn ich annähernd den gleichen Eindruck an Schärfentiefe wie an einer Vollformatkamera, an einer Crop-Kamera vermitteln möchte, muss ich die Blende durch den Crop-Faktor teilen.

Das wären z.B. bei Blende f/2.8 an Vollformat:

  • 1,5 Blenden größer an APS-C, also Blende f/1.7
  • und 2 Blenden größer an Mft, also Blende f/1,4

Wohlgemerkt bei gleichem Bildausschnitt, also genau um den Crop-Faktor verkürzten Brennweite. Du benötigst also um den gleichen Effekt an kleinen Sensoren wie an Vollformat zu erreichen; richtig helle, bzw. lichtstarke Objektive. In der Landschaftsfotografie wo man gern einen größeren Bereich scharf abbilden möchte ist diese Eigenschaft von kleineren Sensoren wiederum ein Vorteil.

Also kommen wir auf 4 Faktoren, welche die Schärfentiefe beeinflussen

  • Blende: (kleine Blende > großer Schärfebereich)
  • Brennweite: (kurze Brennweite > großer Schärfebereich)
  • Motivabstand: (großer Motivabstand > großer Schärfebereich)
  • Sensorgröße: (je größer der Sensor, desto geringer die Schärfentiefe)

Wie kannst du die Schärfentiefe kontrollieren?

Im Folgenden noch ein paar Tipps, wie Du die Schärfentiefe kontrollieren kannst.

Blende (Aperture):

Die Öffnung deines Objektivs, die Blende, ist wie die Pupille des Auges. Eine weite Öffnung (kleine Blendenzahl) führt zu einer geringen Schärfentiefe, ideal für Porträts, wo der Hintergrund verschwommen sein soll. Eine kleine Öffnung (hohe Blendenzahl), wie f/11, ermöglicht eine durchgehende Schärfe, perfekt für Landschaftsaufnahmen.

Abstand zwischen Kamera und Motiv:

Je näher du deinem Motiv bist, desto geringer ist die Schärfentiefe. Dies ist besonders bei Makroaufnahmen auffällig, bei denen nur ein winziger Bereich scharf ist.

Brennweite des Objektivs:

Kurze Brennweiten, wie sie bei Weitwinkelobjektiven vorkommen, haben generell eine größere Schärfentiefe. Teleobjektive mit langen Brennweiten neigen dazu, die Schärfentiefe zu verringern.

Sensorgröße:

Kameras mit kleineren Sensoren neigen zu einer größeren Schärfentiefe im Vergleich zu Vollformatsensoren unter sonst gleichen Bedingungen.

Praktische Anwendung:

Stelle dein Objektiv ein und wähle ein Motiv. Beginne mit einer offenen Blende wie f/2.8 und schließe sie schrittweise bis zu einem Wert wie f/22. Beobachte, wie sich die Schärfentiefe verändert. Spiele auch mit dem Abstand zum Motiv und wechsle zwischen verschiedenen Objektiven, um ein Gefühl für die Auswirkungen der Brennweite zu bekommen.

Die Rolle der Sensorgröße und des Crop-Faktors:

Ein Vollformatsensor wird bei gleicher Brennweite und Blende eine geringere Schärfentiefe aufweisen als ein APS-C oder Micro-Four-Thirds-Sensor. Dies solltest du immer im Hinterkopf behalten, besonders bei Porträtfotografie oder anderen Situationen, in denen die Schärfentiefe entscheidend ist.

Tipps für die Praxis:

Nutze die Tiefenschärfe-Vorschau deiner Kamera, wenn verfügbar. Bei DSLRs findest du häufig einen entsprechenden Knopf, bei spiegellosen Kameras siehst du das Resultat direkt im elektronischen Sucher oder auf dem LCD.

Fazit:

Lass dich nicht zu sehr von Zahlen fesseln. Wichtiger ist das Wissen, wann du eine geringe oder große Schärfentiefe benötigst und wie du sie erreichst. Die digitale Fotografie erlaubt es dir, sofortige Rückmeldungen über dein LCD zu bekommen, was das Experimentieren erleichtert.

Abschließend sei dir gesagt: Das Verständnis der Schärfentiefe gibt dir künstlerische Freiheit. Es ermöglicht dir, Bilder mit Absicht zu gestalten, anstatt Zufallstreffer zu landen. Nutze dein Wissen, um die Geschichten zu erzählen, die du mit deinen Bildern festhalten möchtest.

Häufige Fragen zur Schärfentiefe in der Fotografie

Was ist Schärfentiefe in der Fotografie?

Die Schärfentiefe beschreibt den Bereich in einem Foto, der scharf abgebildet ist. Ein Bild mit geringer Schärfentiefe hat nur einen kleinen scharfen Bereich und einen unscharfen Hintergrund, während eine große Schärfentiefe dafür sorgt, dass sowohl Vordergrund als auch Hintergrund scharf abgebildet sind. Die Schärfentiefe ist ein zentrales Gestaltungselement in der Fotografie.

Wie beeinflusst die Blende die Schärfentiefe?

Die Blende spielt eine entscheidende Rolle für die Schärfentiefe. Eine weit geöffnete Blende (niedriger Blendenwert, z.B. f/2.8) erzeugt eine geringe Schärfentiefe, wodurch nur ein kleiner Bereich scharf ist und der Hintergrund unscharf wird. Eine kleine Blende (hoher Blendenwert, z.B. f/16) vergrößert die Schärfentiefe, sodass mehr vom Bild scharf abgebildet wird.

Welche Rolle spielt die Brennweite für die Schärfentiefe?

Die Brennweite beeinflusst die Schärfentiefe stark. Eine kürzere Brennweite (Weitwinkel) erzeugt eine größere Schärfentiefe, wodurch mehr Details im Bild scharf bleiben. Eine längere Brennweite (Tele) reduziert die Schärfentiefe, wodurch das Hauptmotiv stärker vom Hintergrund isoliert wird, was oft bei Portraitaufnahmen gewünscht ist.

Wie wirkt sich der Abstand zum Motiv auf die Schärfentiefe aus?

Je näher du dich am Motiv befindest, desto geringer wird die Schärfentiefe, wodurch der Hintergrund unscharf erscheint. Umgekehrt wird die Schärfentiefe größer, wenn du weiter vom Motiv entfernt bist. Diese Regel ist besonders bei Makro- oder Portraitaufnahmen wichtig, um das Motiv vom Hintergrund zu trennen.

Was ist der Bokeh-Effekt und wie hängt er mit der Schärfentiefe zusammen?

Der Bokeh-Effekt beschreibt die ästhetische Unschärfe im Hintergrund eines Fotos. Eine geringe Schärfentiefe, die durch eine große Blendenöffnung oder lange Brennweite entsteht, verstärkt diesen Effekt und sorgt für weiche, kreisförmige Lichtpunkte. Der Bokeh-Effekt wird oft gezielt eingesetzt, um das Hauptmotiv hervorzuheben und den Hintergrund ansprechend unscharf zu gestalten.

Wie kann ich die Schärfentiefe bewusst gestalten?

Die Schärfentiefe lässt sich gezielt durch die Kombination von Blende, Brennweite und Abstand zum Motiv beeinflussen. Für eine geringe Schärfentiefe, öffne die Blende weit (niedriger Blendenwert), nutze eine lange Brennweite und positioniere dich nah am Motiv. Für eine große Schärfentiefe, wähle eine kleinere Blende (hoher Blendenwert) und halte mehr Abstand zum Motiv.

Wie hilft die Schärfentiefe in der Portraitfotografie?

In der Portraitfotografie wird oft eine geringe Schärfentiefe genutzt, um das Gesicht oder die Augen des Motivs hervorzuheben und den Hintergrund unscharf zu halten. Dies lenkt den Fokus auf das Modell und erzeugt eine angenehme Tiefenwirkung. Eine offene Blende und eine längere Brennweite sind hierfür besonders geeignet.

Wann ist eine große Schärfentiefe sinnvoll?

Eine große Schärfentiefe ist sinnvoll, wenn du viele Details im Bild scharf halten möchtest, wie bei Landschaftsaufnahmen oder Architekturfotografie. Eine kleinere Blende (hoher Blendenwert) sorgt dafür, dass sowohl der Vordergrund als auch der Hintergrund scharf abgebildet werden, was besonders wichtig ist, wenn das gesamte Motiv im Fokus stehen soll.

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Bisher 3 Kommentare

Sabine 21.02.2024
Hallo Andre,

nachdem ich bereits von Ihrem Artikel zur hyperfokalen Distanz beeindruckt war, hat mich Ihr Beitrag zur Schärfentiefe erneut in Begeisterung versetzt. Besonders die Erläuterungen zum Einfluss lichtstarker Objektive auf die Bildgestaltung und die Schärfentiefe waren für mich ein Augenöffner. Dank Ihrer präzisen Erklärungen und anschaulichen Beispiele habe ich nun ein viel tieferes Verständnis dafür, wie ich die technischen Möglichkeiten meiner Ausrüstung voll ausschöpfen kann, um kreativere und ausdrucksstärkere Fotos zu schießen. Ihre Arbeit ist eine wahre Bereicherung für jeden Fotografie-Begeisterten, und ich bin unglaublich dankbar für die Zeit und Mühe, die Sie in die Erstellung solch wertvoller Inhalte investieren. Ich freue mich darauf, weitere Ihrer Artikel zu entdecken und mein fotografisches Können weiter zu entwickeln.

Herzlichen Dank und beste Grüße,
Sabine

Antwort von André Ziegler:

Danke freut mich Sabine, da habe ich wohl eine neue Stammleserin ;)
Hendrik 04.11.2024
Ich habe eine Frage zur Tiefenschärfe für mein Uni-Projekt. Wie hängen Tiefenschärfe und die Faktoren Format und Brennweite zusammen? Bei der Blende verstehe ich den Zusammenhang, aber bei den anderen beiden Aspekten ist es mir nicht ganz klar. Ich habe schon im Internet recherchiert, aber die Erklärungen sind oft zu technisch. Könntest du das Thema etwas verständlicher beleuchten?

Antwort von André Ziegler:

Gerne helfe ich dir mit einer verständlichen Erklärung zur Schärfentiefe und wie sie durch das Sensorformat und die Brennweite beeinflusst wird. Zuerst ein Hinweis zum Begriff: In der Fotografie sprechen wir oft von „Schärfentiefe“ anstelle von „Tiefenschärfe“. Der Begriff „Schärfentiefe“ passt besser, weil er präzise beschreibt, wie tief der Bereich reicht, in dem Objekte im Bild scharf erscheinen.

1. Der Einfluss der Brennweite auf die Schärfentiefe

Die Brennweite bestimmt, wie stark ein Motiv vergrößert wird, also wie nah oder weit entfernt es im Bild wirkt. Je länger die Brennweite, desto geringer wird die Schärfentiefe. Das bedeutet:

Kurze Brennweite (Weitwinkelobjektiv): Wenn du eine kurze Brennweite (z. B. 24 mm) verwendest, bleibt ein größerer Bereich des Bildes scharf. Dies ist ideal für Landschaftsaufnahmen, bei denen du möchtest, dass sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund klar und scharf erscheinen.
Lange Brennweite (Teleobjektiv): Bei einer langen Brennweite (z. B. 200 mm) wird die Schärfentiefe deutlich kleiner. Dadurch wird das Hauptmotiv scharf, während der Vorder- und Hintergrund stärker verschwimmen. Das ist oft erwünscht in der Porträtfotografie, da der unscharfe Hintergrund das Motiv besser hervorhebt.
Das liegt daran, dass lange Brennweiten den Bereich, in dem das Bild scharf ist, stärker komprimieren und somit verkleinern. Umgekehrt verteilt eine kurze Brennweite die Schärfe über einen größeren Bereich des Bildes.

2. Der Einfluss des Sensorformats auf die Schärfentiefe

Das Sensorformat bezieht sich auf die Größe des Sensors in deiner Kamera. Ein größerer Sensor (wie bei Vollformatkameras) hat in der Regel eine geringere Schärfentiefe als ein kleinerer Sensor (wie bei APS-C oder Micro-Four-Thirds-Kameras), wenn alle anderen Parameter gleich bleiben.

Größerer Sensor (z. B. Vollformat): Ein größerer Sensor führt zu einer geringeren Schärfentiefe, da du für denselben Bildausschnitt näher ans Motiv herangehen oder eine längere Brennweite nutzen musst. Dies verstärkt den Effekt der Hintergrundunschärfe.
Kleinerer Sensor (z. B. APS-C, Micro-Four-Thirds): Ein kleinerer Sensor führt zu einer größeren Schärfentiefe. Das kann hilfreich sein, wenn du möglichst viel im Bild scharf abbilden möchtest, wie in der Landschaftsfotografie.
Ein praktisches Beispiel: Wenn du mit einem Vollformatsensor bei einer Blende von f/2.8 fotografierst, wird der Hintergrund deutlicher unscharf, als wenn du dieselbe Szene mit einem APS-C-Sensor und derselben Blende aufnimmst. Um dieselbe Hintergrundunschärfe auf einem APS-C-Sensor zu erreichen, müsstest du die Blende noch weiter öffnen oder die Brennweite verlängern.

Zusammengefasst:

Brennweite: Längere Brennweiten verringern die Schärfentiefe und führen zu einem unscharfen Hintergrund, kürzere Brennweiten erhöhen die Schärfentiefe und bringen Vorder- und Hintergrund eher gemeinsam in den Fokus.
Sensorformat: Größere Sensoren verringern die Schärfentiefe, kleinere Sensoren erhöhen sie. Das Sensorformat spielt also eine wichtige Rolle, wenn es um die Kontrolle der Schärfentiefe geht.
Ich hoffe, diese Erklärung bringt etwas Licht ins Dunkel! Mit diesem Wissen kannst du besser verstehen, wie du die Schärfentiefe in deinen Fotos gezielt beeinflussen kannst, um deine kreativen Vorstellungen umzusetzen.
Sabine 04.05.2025
Lieber André,
nach deinem Fotokurs habe ich endlich verstanden, wie ich meine Kamera richtig nutze – aber bei der Schärfentiefe komme ich einfach nicht weiter! Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe es verstanden, sehen meine Porträts aus wie mit einem Handy geschossen, und meine Landschaften wirken einfach… flach. Dabei will ich doch diese wundervolle Tiefe erreichen, die deine Fotos so lebendig macht! Kannst du mir bitte, bitte noch einmal in ganz einfachen Worten erklären, wie ich das hinbekomme? Vielleicht mit ein paar Beispielen, die ich direkt nachmachen kann? Ich bin so dankbar für deine Geduld und würde mich unendlich freuen, wenn du mir noch einmal helfen könntest!

Antwort von André Ziegler:

Liebe Sabine,

erstmal: Ein riesiges Dankeschön für deine lieben Worte! Es freut mich unglaublich, dass dir mein Kurs geholfen hat – und keine Sorge, bei der Schärfentiefe kämpfen fast alle am Anfang. Aber ich verspreche dir: Nach dieser Anleitung wirst du den Aha!-Moment haben!

Lass uns das ganze Schritt für Schritt angehen – mit Beispielen, die du heute noch ausprobieren kannst.

1. Das Grundprinzip der Schärfentiefe (ganz einfach!)
Stell dir vor, dein Foto ist wie ein Feld voller Schärfe. Dieses Feld kann:

Schmal sein (nur die Augen deines Models sind scharf, der Rest verschwimmt traumhaft).

Breit sein (alles von den Blumen im Vordergrund bis zum Berg dahinter ist gestochen scharf).

Was dieses Feld steuert? Drei Dinge:

1️⃣ Die Blende (die Augen deiner Kamera)

Große Öffnung (z. B. f/1.8) = Schmales Schärfefeld (perfekt für Porträts!).

Kleine Öffnung (z. B. f/16) = Breites Schärfefeld (ideal für Landschaften).
Probier’s aus: Stell deine Kamera auf A/Av-Modus, wähle f/2.8 und fotografiere eine Blume. Dann stell auf f/11 um – siehst du, wie plötzlich alles schärfer wird?

2️⃣ Die Brennweite (wie stark du heranzoomst)

Weitwinkel (z. B. 24mm) = Mehr Schärfentiefe (gut für Gruppenfotos).

Teleobjektiv (z. B. 85mm) = Weniger Schärfentiefe (magisches Bokeh!).
Test: Mach zwei Fotos von derselben Person – einmal mit 35mm, einmal mit 85mm. Bei 85mm wird der Hintergrund viel weicher!

3️⃣ Der Abstand (wie nah du dran bist)

Je näher du am Motiv bist, desto unschärfer wird der Hintergrund (super für Makros!).

Je weiter du weg bist, desto mehr kommt ins Schärfefeld.
Praxis-Tipp: Wenn dein Porträt-Hintergrund nicht unscharf genug ist, lass dein Modell einfach einen Schritt auf dich zugehen!

2. Die häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
❌ Der Hintergrund ist immer noch zu scharf!
➡ Lösung: Dein Modell muss weiter vom Hintergrund entfernt sein! Mindestens 3–5 Meter, sonst bringt auch f/1.8 nichts.

❌ Meine Landschaften wirken langweilig.
➡ Lösung: Such dir einen spannenden Vordergrund! Ein Felsen, ein Busch, ein Weg – das gibt Tiefe!

❌ Bei Gruppenfotos sind einige unscharf.
➡ Lösung: Nutze f/5.6–f/8 und stell dich etwas weiter weg! So passt alles ins Schärfefeld.

3. Meine liebsten Cheat-Codes für atemberaubende Fotos
✨ Der Zaun-Trick

Fotografiere durch einen Lattenzaun (unscharf im Vordergrund!) – das wirkt sofort professionell!

✨ Die magische 3er-Regel

Bei Porträts: Blende f/2.8, 3 Meter Abstand zum Modell, 3 Meter zum Hintergrund = perfektes Bokeh!

✨ Smartphone-Wunder

Nutze Apps wie Focos (iOS/Android), um die Schärfentiefe nachträglich anzupassen!

Zum Schluss: Du schaffst das!
Sabine, ich weiß, es ist viel Input – aber glaub mir, sobald du diese Basics verinnerlicht hast, wird Fotografie so viel Spaß machen! Fang einfach mit einem Tipp an (z. B. dem Zaun-Trick) und arbeite dich vor.

Und falls du noch Fragen hast: Schreib mir jederzeit auf andreziegler.de – ich helfe dir gern weiter!

Dein André

Fotokurs Grundlagen - Thema: Schärfentiefe

[ Vorangegangene Lektion: Brennweite und Objektive ] [ Nachfolgende Lektion: Hyperfokale Distanz ]