Hyperfokale Distanz

Besonders in der Landschaftsfotografie ist große Schärfentiefe immer wieder ein Thema. Gerade hier möchte man am Liebsten, dass das Foto von vorn bis hinten im Raum scharf durchgezeichnet ist.

Hyperfokale Distanz ist ein Thema, welches hier unbedingt noch angesprochen werden muss. Wenn Du gern Landschaften fotografierst, dann solltest Du unbedingt hier weiterlesen und Dir dieses Thema verinnerlichen. Ich möchte unbedingt betonen, dass dieses Wissen sobald Du es verstanden hast wirklich nützlich ist und Du es auch sicher anwenden wirst.

Gerade für Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene in der Fotografie kann dieses Thema durchaus Fragen aufwerfen. Im Prinzip ist es dann doch nicht so kompliziert, dennoch solltest Du Dich hier auf meinen Seiten bereits mit dem Thema Blende, Brennweite und Schärfentiefe auseinandergesetzt haben.

Jetzt hoffe ich, dein Interesse geweckt zu haben und möchte Dich jetzt auch nicht weiter auf die Folter spannen.

Hyperfokale Distanz

Beisp. Hyperfokale Distanz

Was ist Hyperfokale Distanz?

Als hyperfokale Distanz bezeichnet man den Fokuspunkt im Bild, ab dem die Schärfe im Raum bis unendlich und zur Hälfte zurück, als gut erträglich scharf abgebildet erscheint. Das bedeutet der Punkt im Raum, in Abhängigkeit von Brennweite und Blende, auf den Du fokussieren musst, damit der Schärfebereich ab dem fokussierten Bereich bis hinten scharf erscheint, wie auch die halbe Stecke zum Kamerastandpunkt zurück.

Anders ausgedrückt möchte man hier eine größtmögliche Schärfentiefe bis ans Ende des Motivs erreichen, ohne den Fokus auf unendlich zu setzen. Dabei reicht die akzeptable Schärfe um die Hälfte der Strecke zurück zu Dir.

Ich hoffe ich konnte dies mit den 3 Ansätzen der Formulierung irgendwie klar machen.

Stelle Dir einfach mal eine Landschaft vor, die Du gern fotografieren möchtest, Du möchtest gern, dass Dein fertiges Bild von vorn bis hinten scharf ist. Jetzt hast Du aber gelernt, dass Du im Raum eigentlich nur auf einen kleinen Bereich im Bild scharf stellen kannst.

Was ja heißt, wenn Du auf den Hintergrund fokussierst, wird der Vordergrund unscharf werden. Ein besseres Ergebnis wirst Du in diesem Fall auch nicht erzielen können, wenn Du auf den Vordergrund scharf stellst. Dann wird nämlich der Hintergrund unscharf.

Am Ende dieser Seite findest Du meinen Rechner um die Hyperfokale Distanz berechnen zu können.

Ein Problem, das es zu lösen gilt.

Du solltest jetzt den Punkt im Raum finden, auf den Du fokussieren musst, damit Vordergrund und Hintergrund scharf erscheinen, soll heißen akzeptabel scharf. Genau dieser Punkt wird als hyperfokale Distanz bezeichnet.

An dieser Stelle möchte ich nochmal anmerken, es geht um akzeptable durchgängige Schärfe, es bleibt trotzdem nur ein kleiner Bereich im Bild, der exakt scharf abgebildet werden kann. Also theoretisch. Praktisch soll das Foto dennoch durchgängig scharf erscheinen.

Wie ich ja schon angesprochen habe, bestimmst Du den gewünschten Schärfebereich mit den Variablen, Blende, Brennweite und Distanz zum Motiv. Deinen Kamerastandpunkt Sensorgröße, sowie Deine Brennweite wirst Du in der Regel bewusst wählen. Bleibt also nur die Blende als Mittel zur Beeinflussung der Schärfentiefe übrig.

Bei einer großen Blende (kleiner Blendenwert) z.B. f/1.8 wird der Fokuspunkt ziemlich weit hinten im Bild sitzen, damit der Hintergrund bis unendlich scharf erscheint. Sitzt Dein Fokus zu weit vorn wird der Hintergrund unscharf erscheinen. Wenn Du jetzt Deine Blende schließt, z.B. f/16 kann der Fokuspunkt weiter vorn angesetzt werden, damit die akzeptable Zeichnung der Schärfe bis in den Hintergrund reicht. Im gleichen Zug wandert bei kleiner werdender Blende der Schärfebereich näher zu Deinem Kamera Standpunkt.

Bedenke aber unbedingt, dass die Schärfeleistung Deines Objektivs ab einer bestimmten Blende nachlässt. Stichwort: Beugungsunschärfe. Du solltest also Deine Blende wiederum nicht zu weit schließen, damit Dein Foto nicht zu matschig (unscharf) wird. Im Notfall musst Du eben mehrere Fotos machen und diese später am PC zu einem durchgängig scharfen Foto verrechnen.

Stichwort: Focus Stacking

Ich möchte an dieser Stelle gleich noch anmerken, dass die Anwendung und Berechnung der hyperfokalen Distanz wirklich nur Sinn macht, wenn Du auch wirklich Vorder- und Hintergrund scharf abgebildet haben möchtest. Die Anwendung der hyperfokalen Distanz wird auch nicht funktionieren, wenn sich scharfabzubildende Objekte zu nah an Deinem Objektiv befinden. Hier bleibt nur das verrechnen mehrerer Fotos mit unterschiedlichen Schärfebereichen zu einem Bild.

Auch wenn ich erwähnt habe, dass Du die Brennweite sicher nach Deinem Kamerastandpunkt und Deinem Motiv gewählt haben wirst, solltest Du dennoch folgendes Wissen:

Bei einem Weitwinkelobjektiv z.B. 16mm wirst Du Deinen Fokuspunkt wesentlich näher von Deinem Kamerastandpunkt setzen können, als mit einem Teleobjektiv mit z.B. 100mm Brennweite. Soll heißen, die hyperfokale Distanz wird bei einem Teleobjektiv viel weiter hinten im Bild sitzen.

Wichtig an dieser Stelle zu wissen ist, dass beim fokussieren auf die hyperfokale Distanz Dein Bild bereits ab der Hälfte der Entfernung von Objektiv und Fokuspunkt bis unendlich akzeptabel scharf sein wird. Dies gilt unabhängig von Brennweite und Blende, da der Fokuspunkt sich ja aus diesen Faktoren berechnet hat.

Beispiel: Deine hyperfokale Distanz liegt bei 20m, dann wird bereits ab 10m bis unendlich Dein Bild scharf erscheinen. Der Bereich bis zu diesen 10m wird nicht ausreichend scharf sein. Hier solltest die Wahl Deiner Blende, oder Deiner Brennweite nochmals überdenken, oder Focus Stacking in Betracht ziehen, vorausgesetzt, Du möchtest diesen Bereich auch scharf abbilden.

Ich hoffe Du konntest mir bis hier folgen. Jetzt bleibt aber immer noch die Frage offen, wie ermitteln wir die hyperfokale Distanz. Auf alten manuellen Objektiven konnte man diesen Wert einfach ablesen, auf modernen Objektiven geht dies nicht mehr. Dennoch musst Du jetzt keine komplizierten Berechnungen anstellen, denn Du bist sicher im Besitz eines Smartphones und das tolle an diesen schnurlosen Geräten ist es, das man diese mit Apps ausstatten kann und sie in der Regel dabei hat.

Ganz besonders empfehlen möchte ich Dir die App PhotoPills. Diese App hat neben einem Schärfentiefe Rechner noch viele andere nützliche Funktionen wie z.B. das Anzeigen des Stand von Mond, Sonne und Milchstraße, sowie Auf- und Untergang dieser. Und verdammt viele andere nützliche Funktionen und sollte zum Handwerkzeug eines jeden Landschaftsfotografen gehören.

Wem es jetzt nur um die Schärfeberechnung geht, schaut evtl. auch nach der App: Hyperfocal Pro.

Rechner für Schärfentiefe und Hyperfokale Distanz

Hier hast Du die Möglichkeit die Hyperfokale Distanz für Deine Kamera und Deinem gewählten Objektiv zu ermitteln. Der Rechner ermittelt ebenfalls Die Schärfentiefe für die eingestellte Blende, der Brennweite und dem eingestellten Fokusabstand.

Hyperfokale Distanz

Bei einer Blende von: f/2.8 und einem Vollformat Sensor, beträgt die Hyperfokale Distanz: 29.81 m.

Also wird ab 14.91 m (Hyperfokaler Nahpunkt) bis unendlich alles scharf abgebildet.


Schärfentiefe bei 10 m Fokusabstand

Bei der gewählten Blende von: f/2.8, der Brennweite von: 50 mm, und Entfernung (Fokuspunkt): 10 m, ergibt sich eine Schärfentiefe von: 7.51 m, ein Nahpunkt von: 7.50 m und ein Fernpunkt von: 15.01 m


Zusammenfassung:

Blende:f/2.8
Entfernung (Fokuspunkt): 10 m
Brennweite: 50 mm
Sensor: Vollformat

Schärfentiefe:

  • Nahpunkt: 7.50 m
  • Fernpunkt: 15.01 m
  • Schärfebereich: 7.51 m

Hyperfokale Distanz: 29.81 m
Hyperfokaler Nahpunkt: 14.91 m
Zerstreuungskreisdruchmesser: 0.03 mm

Kommentar zum Thema: Hyperfokale Distanz

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Bisher 2 Kommentare

Werner 07.02.2024
Hallo André,

Nachdem ich den Beitrag zur hyperfokalen Distanz gelesen habe, bin ich echt begeistert von der Klarheit und Nützlichkeit dieser Technik, von der ich vorher nichts wusste. Es ist faszinierend zu erfahren, wie man mit dieser Methode Fotos schießen kann, bei denen alles von vorne bis hinten scharf ist. Die Erklärungen sind sehr verständlich, und die vorgestellten Werkzeuge zur Berechnung scheinen unglaublich hilfreich zu sein. Ich bin inspiriert, das Gelernte in der Zukunft anzuwenden und meine Fotografie auf ein neues Level zu heben.

Der Rechner und die Empfehlungen für Apps wie PhotoPills, sind besonders hilfreich.
Vielen Dank für diesen interessanten und lehrreichen Beitrag!

Fotografische Grüße
Werner

Antwort von André Ziegler:

Hallo Werner,

sehr gern! Ja und Danke für diesen netten Kommentar.

Gruß André
Sabine 21.02.2024
Hallo Andre,

ich wollte mir einen Moment Zeit nehmen, um Ihnen für die fantastische Erklärung zur hyperfokalen Distanz auf Ihrer Webseite zu danken. Als begeisterter Fotografie-Enthusiast habe ich schon viele Ressourcen zu diesem Thema durchforstet, aber selten eine so klare, detaillierte und gleichzeitig verständliche Darstellung gefunden. Ihr Beitrag hat nicht nur mein Verständnis vertieft, sondern mir auch praktische Tipps an die Hand gegeben, die ich direkt in meiner Arbeit anwenden konnte. Es ist offensichtlich, dass viel Mühe und Leidenschaft in die Erstellung dieses Inhalts geflossen sind. Ich freue mich darauf, mehr Ihrer Artikel zu erkunden und mein Wissen weiter zu erweitern.

Beste Grüße
Sabine

Antwort von André Ziegler:

Vielen Dank Sabine für die netten Worte. Es freut mich, wenn ich helfen konnte und es animiert mich natürlich hier weiter zu machen.

Gruß André

Fotokurs Grundlagen - Thema: Hyperfokale Distanz

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