Die Storchenfamilie
Ein außergewöhnlicher Einblick in das Leben einer Storchenfamilie
Es gibt wenige Momente im Leben eines Fotografen, die so bewegend sind wie die Beobachtung und Dokumentation von Wildtieren in ihrer natürlichen Umgebung.
Als mein Nachbar in Mühlhausen-Ehingen an seinem Dach Reparaturen durchführen musste und ein Gerüst aufstellte, ahnte ich nicht, dass sich mir dadurch eine einmalige Gelegenheit bieten würde. Direkt in der Nähe des Gerüsts hatte sich eine Storchenfamilie niedergelassen.
Mit vier Jungen im Nest war diese Familie ein faszinierender Anblick, und dank der Großzügigkeit meines Nachbarn durfte ich von seinem Gerüst aus die jungen Störche hautnah beobachten und fotografieren.
In diesem Blogbeitrag teile ich meine Erlebnisse und Eindrücke von dieser einzigartigen Begegnung. Gleichzeitig möchte ich Dir spannende Hintergrundinformationen zu Weißstörchen geben – einer Vogelart, die für ihre majestätische Erscheinung und ihr beeindruckendes Zugverhalten bekannt ist.
Eine Fotoserie zum Mitfühlen
Die Galerie, die ich in diesem Beitrag einfüge, zeigt die Jungstörche in verschiedenen Entwicklungsstadien. Von den ersten Tagen im Nest über die Flugübungen bis hin zu den stolzen Altvögeln, die auf dem Nestrand Wache hielten. Jede Aufnahme erzählt eine kleine Geschichte – von Mut, Zusammenhalt und dem natürlichen Lauf des Lebens.
Es war ein Privileg, diesen Prozess so intensiv miterleben zu dürfen. Ich hoffe, meine Bilder vermitteln Dir einen Eindruck von der Schönheit und Fragilität dieser Tiere. Gleichzeitig möchte ich dazu anregen, sich für den Schutz unserer heimischen Vogelarten einzusetzen.
Die Weißstörche von Mühlhausen-Ehingen
Die Region Hegau, zu der Mühlhausen-Ehingen gehört, bietet eine hervorragende Lebensgrundlage für Weißstörche. Durch die Vielzahl an Wiesen und Feuchtgebieten finden die Vögel hier ausreichend Nahrung und geeignete Nistplätze. Das Nest, das ich fotografieren konnte, befand sich auf einem großen Betonmast – ein typischer Nistplatz für diese Art.
Weißstörche (Ciconia ciconia) sind in Europa weit verbreitet und gelten als Symbol für Glück und Fruchtbarkeit. Doch trotz ihrer Beliebtheit sind ihre Bestände regional stark von menschlichen Einflüssen abhängig. Die Population in Deutschland hat sich nach intensiven Schutzmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten wieder erholt, doch die Vögel sind weiterhin auf ein ausreichendes Nahrungsangebot und sichere Nistplätze angewiesen.
Der Lebenszyklus der Störche
Die vier Jungtiere im Nest zu beobachten, war ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Von den ersten Federflaum-Stadien bis hin zu den ersten Flugversuchen konnte ich jede Phase ihres Wachstums festhalten. Weißstörche brüten in der Regel zwischen April und Mai. Ein Gelege besteht meist aus drei bis fünf Eiern, die etwa 30 bis 34 Tage lang bebrütet werden.
Nach dem Schlüpfen sind die Jungen zunächst völlig hilflos und auf die intensive Pflege ihrer Eltern angewiesen. Sie werden mit Nahrung wie Regenwürmern, Insekten, Fröschen und kleinen Nagetieren versorgt – ein wahrer Balanceakt für die Altvögel, die unermüdlich auf Nahrungssuche gehen. Innerhalb von etwa zwei Monaten entwickeln die Jungen ausreichend Federn und Muskelkraft, um ihre ersten Flugversuche zu unternehmen.
Die vier Jungstörche, die ich fotografiert habe, hatten dabei unterschiedliche Charaktere: Während einer besonders mutig schien und immer wieder mit den Flügeln flatterte, blieb ein anderer eher vorsichtig und hielt sich an den Rand des Nestes.
Die Bedeutung des Storchenzugs
Besonders beeindruckend ist das Zugverhalten der Weißstörche. Im Spätsommer brechen die Jungvögel zusammen mit ihren Eltern in Richtung Süden auf. Der Weg führt sie dabei entweder über die Ostroute (über den Bosporus bis nach Afrika) oder die Westroute (über Spanien und Gibraltar).
Interessanterweise orientieren sich die Störche an thermischen Aufwinden, um energieeffizient weite Strecken zurückzulegen. Einmal in Afrika angekommen, verbringen sie die Wintermonate in den Savannen und Feuchtgebieten südlich der Sahara, bevor sie im Frühjahr zurückkehren, um erneut zu brüten.
Dieses beeindruckende Zugverhalten wurde durch moderne Technologien wie GPS-Tracker immer besser erforscht. Störche können auf ihren Reisen Strecken von bis zu 10.000 Kilometern zurücklegen – eine wahre Meisterleistung der Natur.
Weißstörche in Zahlen
Wissenschaftlicher Name: Ciconia ciconia
Größe: 100 bis 115 cm Körperlänge
Flügelspannweite: bis zu 220 cm
Gewicht: 2,5 bis 4,5 kg
Nahrung: Kleintiere wie Insekten, Frösche, Fische, Mäuse
Lebensdauer: bis zu 20 Jahre in freier Wildbahn
Zugverhalten: Langstreckenzieher, Winterquartiere in Afrika
Weißstörche schützen: Was Du tun kannst
Der Bestand der Weißstörche ist stark von uns Menschen abhängig. Hier sind einige einfache Maßnahmen, die helfen können:
- Erhaltung von Feuchtgebieten: Störche sind auf Lebensräume mit reichlich Nahrung angewiesen.
- Nisthilfen aufstellen: Speziell gestaltete Nisthilfen können die Ansiedlung fördern.
- Verzicht auf Pestizide: Eine naturnahe Landwirtschaft sorgt für ein reiches Nahrungsangebot.
Fazit
Die Beobachtung der Storchenfamilie in Mühlhausen-Ehingen war eine Erfahrung, die mich tief beeindruckt hat. Weißstörche sind nicht nur ein faszinierender Bestandteil unserer Natur, sondern auch ein Symbol dafür, wie wichtig es ist, diese Vielfalt zu bewahren. Mit meinen Bildern möchte ich die Geschichte dieser Storchenfamilie erzählen und Dir einen Einblick in ihr Leben geben.
Dienstag - 04.07.2023
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