Autofokus

Der Autofokus - Hier erfährst Du wissenswertes zum Autofokus

Neben der richtigen Belichtung spielt die Bildschärfe beim Fotografieren eine elementare Rolle. Der richtige Fokus und die Schärfe eines Bildes entscheiden oft darüber, ob ein Foto gelungen ist oder in die Tonne gehört.

An dieser Stelle kommt der Autofokus; kurz AF ins Spiel. Während in den Anfängen der Fotografie, der Fotograf nur die Möglichkeit hatte sein Motiv manuell zu fokussieren, steht uns mittlerweile und mit mittlerweile meine ich schon sehr lange, ich glaube schon seit Mitte der 70iger, der Autofokus zur Verfügung.

Der Autofokus beschreibt die Technik, die es ermöglicht, ein Motiv automatisch scharfzustellen. Hier unterscheiden wir im Grunde zwischen Phasen-Autofokus (Phasen-AF) und Kontrast-Autofokus (Kontrast-AF). Während der Phasen-AF seinen Ursprung noch in der analogen Fotografie hatte, also aus einer Zeit, in der man von einem Autofokus nur träumen konnte, kam der Kontrast-AF erst mit dem Live-View Bild zum Einsatz.

Autofokus

Autofokus

Phasen-Autofokus

Was ist ein Phasen-Autofokus?

Das Prinzip des Phasen-AF beschreibt das Scharfstellen über einen im Sucher der Kamera dargestellten Bereich, welcher aus zwei Halbkreisen besteht. Diese zwei Halbkreise zeigen gegeneinander verschoben Teile des Motivs. Bei korrekter Fokussierung, müssen beide Teile zueinanderpassen.

Bei modernen Kameras wird dieses Prinzip über Sensoren umgesetzt. Aus der Auswertung der Sensoren ergibt sich dann, in welcher Richtung das Objektiv bewegt werden muss, damit das Motiv scharf abgebildet wird. Die Anzahl der Sensoren wurde im Laufe der Zeit immer weiter erhöht. Meine erste digitale Spiegelreflexkamera, die Nikon D80 hatte noch 11 Messfelder. Meiner Nikon D780 stehen mittlerweile 51 Messfelder zur Verfügung, meine Nikon D500 arbeitet sogar mit 153 Fokusmessfeldern.

Der Phasen-AF arbeitet (Stand 2021) schneller als der Kontrast-AF. Er hat allerdings den Nachteil, wenn Kamera und Objektiv nicht aufeinander abgestimmt sind, es auch zu einem Fehlfokus kommen kann, z.B. einem Backfokus. In diesem Fall sitzt die gemessene Schärfenebene hinter dem anvisierten Schärfepunkt, bzw. einem Frontfokus wo die gemessene Schärfenebene vor dem anvisierten Schärfepunkt liegt. Wenn deine Bilder generell unscharf wirken, könnte es sein, dass du dein Objektiv an deine Kamera anpassen musst (Justieren).

Moderne Kameras können auf einzelne Objektive kalibriert werden. (Blick ins jeweilige Kamerahandbuch) Diese Justage muss man nur einmal ausführen und dann sollte das Problem auch aus der Welt geschafft sein. Objektivhersteller wie z.B. Tamron oder Sigma bieten auch Hardware zum selber Justieren Ihrer Objektive an.

Kontrast-Autofokus

Was ist ein Kontrast-Autofokus?

Beim Kontrast-AF wird über mehrere Messungen der Punkt mit dem höchsten Kontrast in der angestrebten Schärfenebene ermittelt. Der Punkt welcher den höchsten Kontrast aufweist hat automatisch auch die höchste Schärfe. Diese Berechnungen kosten natürlich Zeit, weshalb der Kontrast-AF (Stand 2021) langsamer arbeitet, als der Phasen-AF.

Dies gilt allerdings nur noch bei der Motivverfolgung; Fokusmodus: „Kontinuierlicher-AF“ (AF-C). Beim Fokusmodus: „Einzel-AF“ (AF-S) arbeitet der Kontrast-AF mittlerweile, aufgrund besserer Sensorik und schnelleren Prozessoren, sowie schnelleren Objektiven, schneller und genauer als der Phasen-AF.

Fokusmodus

Soweit sollte es das jetzt aber zu den beiden Fokus-Systemen gewesen sein, kommen wir jetzt zu den einzelnen AF-Modis, worauf ich auch eigentlich hinauswollte.

AF-A (AF-Automatik), AF-S (Einzelautofokus), AF-C (Kontinuierlicher AF) und AF-F (Permanenter AF)

Vielleicht noch Vorweg, auch wenn es durchaus berechtigte Situationen gibt, wo ein manuelles Fokussieren Sinn macht, in den meisten Fällen solltest Du den Autofokus nutzen. Die AF-Systeme moderner Kameras funktionieren wirklich gut, so dass Du sie auch verwenden solltest. Wenn der AF z.B. bei Dunkelheit, oder Kerzenlicht versagt, dann wirst Du natürlich nicht um das manuelle fokussieren herumkommen.

Automatischer AF-Moduswechsel (AF-A / AI Focus AF)

AF-A ist ein Fokusmodus, mit dem ich mich nicht wirklich anfreunden kann. Die Kamera wählt in diesem Modus automatisch Einzelautofokus bei einem unbewegten und Motiv Kontinuierlicher-Fokus, bei sich bewegenden Motiven. Ich bestimme lieber selbst, welchen Modus ich nutzen möchte und möchte diese Entscheidung nicht meiner Kamera überlassen.

Vorteile:

  • Die Kamera wählt automatisch zwischen Einzel- und Kontinuierlichem Autofokus, je nachdem, ob sie Bewegung im Motiv erkennt.
  • Nützlich, wenn Du nicht sicher bist, welcher Modus am besten geeignet ist.

Nachteile:

  • Nicht immer präzise; die Kamera könnte den falschen Modus wählen, besonders in schwierigen Lichtverhältnissen oder bei sich schnell ändernden Motiven.
  • Kann in bestimmten Situationen langsamer sein als die Wahl eines spezifischen AF-Modus.

Permanenter Autofokus (AF-F)

Die Kamera fokussiert im AF-F Modus kontinuierlich, selbst wenn der Auslöser nicht gedrückt wird. Dieser Modus kommt oft bei Videos, speziell bei Video-Blogs zur Anwendung und macht für mich bei der Fotografie selbst nicht so viel Sinn. Falls hier jemand einen Anwendungsfall kennt, wäre es toll, wenn er/sie mich diesbezüglich kontaktieren könnte.

Vorteile:

  • Die Kamera passt den Fokus kontinuierlich an, auch ohne dass der Auslöser halb gedrückt wird. Dies ist besonders nützlich beim Filmen.
  • Er ermöglicht eine reibungslose Fokusverlagerung während der Videoaufnahme, was zu professioneller wirkenden Ergebnissen führen kann.
  • Bei Fotografie in Live-View eignet er sich besonders, wenn sich das Motiv oder die Kamera bewegt.

Nachteile:

  • Kann zu einem häufigen "Fokusjagen" führen, was insbesondere bei Videoaufnahmen störend sein kann.
  • In einigen Kamera-Objektiv-Kombinationen ist der AF-F langsamer als andere Fokusmodi.
  • Kann mehr Akkuleistung verbrauchen, insbesondere in Kombination mit Live-View oder Video.

Einzelautofokus (AF-S / One Shot AF)

AF-S eignet sich am besten für unbewegte Motive. Der Fokus wird gespeichert, sobald Du den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt durchdrückst. Diesen Modus solltest Du einstellen, wenn Du z. B. von einem Stativ aus fotografierst. Beachte unbedingt, dass der anvisierte Punkt gespeichert wird, sollte sich Dein Motiv bei gedrücktem Auslöser aus der Schärfenebene bewegen, wird Dein Motiv möglicherweise nicht mehr scharf abgebildet.

Vorteile:

  • Ideal für statische Motive wie Landschaften oder Porträts.
  • Du erhältst eine sofortige Bestätigung, wenn der Fokus eingestellt ist (oft durch ein akustisches Signal oder ein Licht im Sucher).
  • Spart Akkuleistung, da der Fokus nicht ständig nachjustiert wird.

Nachteile:

  • Nicht geeignet für bewegte Motive, da der Fokus nicht nachjustiert wird, sobald er einmal festgelegt ist.
  • Kann bei häufig wechselnden Motiven langsamer sein als andere Modi.

Kontinuierlicher Autofokus (AF-C / AI Servo AF)

Der Modus AF-C eignet sich hervorragend für sich bewegende Motive, oder wenn Du selbst Dich bewegst.

Die Kamera fokussiert das Motiv welches sich im gewählten Messfeld befindet kontinuierlich an, während der Auslöser bis zum ersten Druckpunkt gedrückt ist.

Diesen Modus nutze ich am liebsten. Der Auslöser wird bis zum ersten Druckpunkt betätigt und die Kamera stellt permanent auf das ausgewählte Messfeld scharf. In Kombination mit dem Backbutton AF ergibt das am meisten Sinn.

Viele Kameras haben hinten rechts neben dem Sucher eine AF-ON oder AE-L / AF-L-Taste, welche mit dem Fokus belegt werden können, Kameras wie z.B. die Nikon D780 haben auch beide Tasten. Mit dieser Herangehensweise produziere ich in der Regel die Besten Ergebnisse.

AF ON - AE-l

AF ON - AE-l

Mit gedrückter AF-ON oder AE-L / AF-L-Taste (vorausgesetzt sie ist entsprechend belegt) halte ich mein Motiv z.B. einen Vogel permanent scharf und brauche dann nur noch zum richtigen Zeitpunkt den Auslöser drücken. Besonders sinnvoll ist diese Methode bei Serienbildaufnahmen.

Mittlerweile mache ich 85% meiner Fotos auf diese Weise. In der Landschaftsfotografie nutze ich jedoch ausschließlich den Einzel-AF.

Vorteile:

  • Perfekt für bewegte Motive wie Sport oder Tiere in Bewegung.
  • Die Kamera versucht, das Motiv ständig scharf zu stellen, solange der Auslöser halb gedrückt bleibt.

Nachteile:

  • Kann bei statischen Motiven zu einem "Fokusjagen" führen, insbesondere wenn sich das Motiv nahe am minimalen Fokussierabstand des Objektivs befindet.
  • Verbraucht mehr Akkuleistung als AF-S.

Manueller Fokus (MF)

Wann und warum manuell fokussieren?

Obwohl moderne Kameras über leistungsstarke Autofokus-Systeme verfügen, gibt es Situationen, in denen das manuelle Fokussieren vorteilhaft sein kann. Dies sind einige Gründe und Situationen:

  • Lichtverhältnisse: Bei sehr schlechten Lichtverhältnissen, z. B. in der Dämmerung oder bei Nacht, kann der Autofokus Schwierigkeiten haben, ein Motiv korrekt zu erfassen.
  • Feinjustierung: Bei Makroaufnahmen oder bei Porträts, wo die exakte Fokussierung, z.B. auf die Augen, kritisch ist, kann man mit dem manuellen Fokus präziser arbeiten.
  • Vermeidung von Autofokusjagd: Wenn der Autofokus ständig hin und her springt, weil er sich nicht auf ein Motiv festlegen kann, ist das manuelle Fokussieren oft die schnellere und einfachere Lösung.

Wie manuell fokussieren?

Um manuell zu fokussieren, stelle dein Objektiv oder deine Kameraeinstellung auf "MF" (Manueller Fokus) um. Drehe den Fokusring am Objektiv, bis dein Motiv scharf ist. Viele Kameras bieten Hilfsmittel wie "Focus Peaking", bei dem scharf gestellte Bereiche hervorgehoben werden, oder eine Lupefunktion, um die Schärfe präzise einzustellen.

Tipps zum manuellen Fokussieren:

  • Langsam drehen: Drehe den Fokusring langsam, besonders wenn du dich dem gewünschten Schärfepunkt näherst, um die genaueste Einstellung zu erhalten.
  • Statisches Motiv: Es ist einfacher, auf ein stehendes oder statisches Motiv manuell scharfzustellen als auf ein bewegtes.
  • Verwenden Sie Hilfsmittel: Nutze Hilfsmittel wie die Lupe oder das "Focus Peaking", wenn deine Kamera sie anbietet.
  • Übung macht den Meister: Wie bei vielen Dingen in der Fotografie wird auch das manuelle Fokussieren mit der Praxis einfacher und intuitiver.

Häufige Fragen zum Autofokus in der Fotografie

Was ist der Autofokus und wie funktioniert er?

Der Autofokus ist eine Funktion der Kamera, die automatisch auf das Motiv scharf stellt, indem sie verschiedene Messmethoden verwendet, um die Entfernung zu bestimmen. Moderne Kameras nutzen Phasen- oder Kontrast-Autofokus, um das schärfste Bild zu finden, was besonders bei bewegten Motiven hilfreich ist. So kann der Fotograf sich auf die Komposition konzentrieren, während die Kamera die Schärfe reguliert.

Warum fokussiert meine Kamera nicht richtig?

Fehlfokussierungen können durch unterschiedliche Faktoren entstehen: schwache Lichtverhältnisse, ein kleines Fokusfeld oder Bewegungen des Motivs. Manche Kameras haben Schwierigkeiten, bei geringem Kontrast oder im Dunkeln präzise zu fokussieren. Die Verwendung eines größeren Fokusfeldes, einer höheren Lichtempfindlichkeit oder die Wahl des manuellen Fokus können helfen, das Problem zu lösen.

Welche Autofokus-Modi gibt es und wann sollte ich sie verwenden?

Die gängigen Autofokus-Modi sind AF-S (Einzelautofokus) und AF-C (kontinuierlicher Autofokus). AF-S eignet sich für statische Motive, da die Kamera nur einmal fokussiert und dann die Schärfe beibehält. AF-C ist ideal für bewegte Motive, wie bei Sport- oder Tierfotografie, da er den Fokus kontinuierlich anpasst. Einige Kameras bieten auch AF-A an, der automatisch zwischen AF-S und AF-C wechselt.

Was sind Fokusfelder und wie wähle ich das richtige aus?

Fokusfelder legen den Bereich fest, in dem die Kamera den Fokus setzt. Ein einzelnes Fokusfeld eignet sich für präzise Schärfe auf ein bestimmtes Detail, z. B. die Augen eines Porträts. Größere Felder oder Zonenfokus sind hilfreich bei bewegten Motiven, da sie größere Bereiche abdecken und die Kamera den Fokus automatisch innerhalb dieses Feldes anpassen kann.

Wann sollte ich den manuellen Fokus statt des Autofokus verwenden?

Der manuelle Fokus ist nützlich, wenn der Autofokus Schwierigkeiten hat, die richtige Schärfe zu finden, wie bei schwachem Licht, Makroaufnahmen oder durch Glas. Auch in der Landschaftsfotografie und bei besonderen künstlerischen Aufnahmen kann der manuelle Fokus sinnvoll sein, da er maximale Kontrolle über die Schärfeebene bietet.

Warum ist der Autofokus bei schlechtem Licht weniger zuverlässig?

Der Autofokus benötigt Kontrast, um korrekt zu arbeiten. Bei schlechten Lichtverhältnissen fehlt dieser oft, was zu Fehlfokussierungen führen kann. Einige Kameras besitzen daher eine Autofokus-Hilfsleuchte, die das Motiv für einen kurzen Moment beleuchtet. Alternativ kann die Empfindlichkeitseinstellung (ISO) erhöht werden, oder du wechselst zum manuellen Fokus.

Wie kann ich den Autofokus bei sich schnell bewegenden Motiven optimieren?

Für schnelle Motive ist der kontinuierliche Autofokus-Modus (AF-C) in Kombination mit einem großen Fokusfeld ideal. Zudem kann der Einsatz des Serienbildmodus helfen, mehrere Bilder in kurzer Zeit zu machen, um den besten Moment einzufangen. Bei Kameras mit hoher Bildwiederholrate und einem Tracking-Autofokus lässt sich das Motiv noch besser verfolgen.

Warum erscheint mein Motiv trotz aktiviertem Autofokus unscharf?

Unscharfe Motive können durch eine zu geringe Schärfentiefe (bei weit geöffneter Blende), Verwackelungen oder eine ungeeignete Verschlusszeit entstehen. Prüfe daher die Blende und Belichtungszeit. Falls dein Motiv sich bewegt, hilft eine kürzere Verschlusszeit, oder du stellst auf den kontinuierlichen Autofokus um, um die Bewegung zu kompensieren.

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